DIE Kartoffelsuppe und die Geschichte dahinter

Ich habe Euch ja schon erzählt, dass ich aus dem Banat komme und da kocht man die Kartoffelsuppe ein wenig anders als hier. Zumindest kochte sie meine Oma so. Und ich wäre nicht ich, wenn ich zu diesem Gericht nicht auch eine Geschichte aus meiner Kindheit zu erzählen hätte.

Heute wünschte sich mein Sohn Pfannkuchen zum Mittagessen. Diesem Wunsch wollte ich nachkommen. Und nachdem für mich seit jeher zum Pfannkuchen immer davor eine Kartoffelsuppe gehört, wollte ich das heute auch so tun denn so kenne ich das aus meiner Kindheit. Er half mir heute auch beim Kartoffel schälen und würfeln. Das freut das Mutterherz.

Als ich kurz überlegte auf welche Art ich die Kartoffelsuppe kochen sollte – auf Banater Art, auf fränkische Art, stückig oder püriert – fiel die Entscheidung ganz schnell: heute mal so, wie es sie immer bei Oma gab, der Erinnerungen wegen und weil mir heute danach ist. Erst die Kartoffelsuppe und dann den Pfannkuchen. Meine Oma war sehr locker und so durften wir immer nachdem der Teller Suppe leer gegessen war, diesen gut auskratzen und wir Kinder durften ihn ausschlecken (!), so dass man ihn umdrehen konnte. Dann kam da der Pfannkuchen drauf, wurde mit Marmelade oder einer Eiweißcreme bestrichen und dann rollten wir ihn zu einer Rolle. Und natürlich durften wir ihn dann mit den Händen essen. Großartig!

Aber dies war noch gar nicht die eigentliche Geschichte zur Kartoffelsuppe. Diese kommt nun.

Ich kann mich an einen sehr heißen Sommertag bei meiner Oma am Lande erinnern. Mein Opa lebte bereits nicht mehr, wir hatte Sommerferien und verbrachten diese bei meiner Oma. In einem sehr kleinen, recht abgeschiedenen Dorf, 54 km weit weg von Temeschburg, meiner Heimatstadt.

Es war noch am Vormittag, aber die Sonne brannte schon vom Himmel herab. Wir spielten in der Nachbarschaft mit zwei Mädchen. Diese lebten in der gleichen Straße bei ihrer Oma. Ihr verstorbener Vater war ein guter Freund meines Vaters mit dem er eine tolle Kindheit verbrachte und etliche Streiche ausgeheckt hatte. Dazu gehört auch die Geschichte wie man im Winter bei hohem Schnee mit einer alten Wanne Hasen auf der Puszta fängt. Aber diese erzähle ich Euch vielleicht ein ander Mal. Leider war die Mutter der beiden Mädchen auch schon verstorben, so dass sie nur noch ihre Großmutter hatten und diese alte Frau zog die beiden Mädchen groß. Sie waren damals in einem ähnlichen Alter wie meine Schwester und ich, ca. 10-12 und lebten leider in etwas ärmlichen Verhältnissen.

Wir spielten den ganzen Vormittag in deren Hof und bauten uns aus vielen Decken eine Höhle, so dass wir Schatten hatten. Darin verbrachten wir gerne unsere Zeit mit malen, quatschen, singen, flechten, was Mädchen halt so tun. Als es dann Mittag war fragte uns ihre Oma ob wir nicht mit ihnen zusammen essen wollten. Sie war gerade dabei eine Kartoffelsuppe zu kochen. Sie kochte sie draußen auf der Veranda, auf einem alten Herd der mit Feuer geschürt wurde. Im Banat war es am Lande sehr üblich während des Sommers im Freien zu kochen. Viele hatten auch eine Summerkuchl (Sommerküche), wie auch meine Oma, in dieser sie auch das Brot backte, da sich hier auch der gemauerte Holzbackofen befand. Ihr müsst Euch das so vorstellen, dass es im Banat im Sommer sehr heiß werden konnte und so war es doch eine große Erleichterung wenn man gleich draußen kochen konnte. Man hatte die Hitze und die Essensgerüche nicht immer gleich im ganzen Haus. Die Häuser am Lande hatten auch alle entlang der einen Hausseite immer eine Veranda. Auf der ein Tisch mit Stühlen stand und auf der auch immer gegessen wurde.

Ach schon wieder abgeschweift… Wir sahen also der Oma unserer Freundinnen noch eine Weile beim Kochen zu und dann aßen wir alle zusammen. Die Kartoffelsuppe war etwas „mager“, sie bestand tatsächlich nur aus Zwiebel, Kartoffeln und etwas Paprikapulver. Aber – es war eine der besten Kartoffelsuppen die ich je gegessen hatte. Sie schmeckte herrlich. Und wenn ich daran denke, schmecke ich sie noch heute auf der Zunge. Nach dem Essen gingen wir dann nach Hause, denn mittags (eigentlich mit dem 12 Uhr Schlag der Kirchenglocken) mussten wir uns ohnehin immer bei unserer Oma blicken lassen. Es gab ja kein Telefon und geschweige denn ein Handy, Uhren brauchten wir auch keine, denn wir orientierten uns immer an den Kirchenglocken – ach, du unbeschwerte Kindheit…

Zu Hause angekommen, wartete unsere Oma natürlich mit dem Mittagessen auf uns. Wir erzählten stolz, dass wir ja schon bei unseren Freundinnen gegessen haben, da ihre Oma so eine leckere Kartoffelsuppe gekocht hatte und uns zum Essen einlud. Meine Oma, hat mich so gut wie nieeeeeee geschimpft, ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Aber dieses eine Mal, bekam ich wirklich die Moralpredigt meines Lebens von ihr zu hören. Sie war entsetzt darüber, was uns einfiel gerade bei diesen Mädchen zu essen. Und zwar nicht weil sie ja selbst mit dem Essen auf uns wartete oder weil sie etwas gegen diese Familie hatte. Nein, der Grund dafür war, dass sie eher arm waren. Die alte Nachbarin hatte, wenn überhaupt, nur eine kleine Rente und musste damit auch noch ihre zwei Enkelkinder großziehen. Tja, das hatte gesessen. So tief, dass ich noch heute mit leichten Bauchschmerzen und einem immer noch schlechten Gewissen an diesen Tag und diese herrliche Kartoffelsuppe zurückdenke.

 

Und nun zur Suppe. Die Suppe ist eine sehr einfache. Nicht viele Zutaten, kein Chichi, keine besonderen Gewürze. Sie lebt von ihrer Einfachheit. Und trotzdem oder gerade deswegen mag ich sie so sehr. Man schmeckt beim Essen jede einzelne Zutat genau heraus, die Zwiebeln, die Kartoffel, Paprika und die leichte Säure der Tomaten. Natürlich koche ich auch feine Kartoffelcremesuppen, gerne auch mal mit Wienerle oder geräucherten Bauchspeck, gewürzt mit Muskatnuss, Petersilienblätter oder Thymian. Aber diese leichte und trotzdem rustikale Kartoffelsuppe zaubert mir immer ein Glücksgefühl in mein Herz…

 

ZUTATEN für 4 Personen

 

1000 – 1200 g vorwiegend festkochende Kartoffeln

1 große Zwiebel

1 EL Ghee oder Öl

Meersalz

1 EL Paprikapulver edelsüß

1 rote Paprika

1-2 Tomaten oder

10 Cherrytomaten

Salz & Pfeffer

 

ZUBEREITUNG

 

Die Kartoffeln schälen und in ca. 1 cm große Würfel schneiden. Die Zwiebel ebenfalls schälen und nicht zu fein würfeln.

Nun das Ghee erhitzen und Zwiebelwürfel und etwas Meersalz dazu geben. Wichtig ist es die Zwiebeln sehr langsam und bei mittlerer Hitze golden anzubraten. Die Zwiebeln sollten nicht braun werden. Das Paprikapulver dazugeben und mit anbraten bis es richtig schön nach Paprika riecht. Achtung, das geht ziemlich schnell. Das Paprikapulver darf auf keinen Fall zu lange erhitzt werden, da es sonst bitter schmeckt. Dann mit Wasser ablöschen. So viel Wasser dazu gießen, bis die Kartoffeln sehr gut mit Wasser bedeckt sind. Es soll kein Eintopf werden sondern eine Suppe.

Von der Paprika am Strunk quasi den Deckel abschneiden. Den Strunk samt Kernen entfernen und die Paprika dann so im Ganzen zur Suppe geben. Diese wird dann nicht mitgegessen, sie dient nur dem Geschmack. Die gewaschenen Tomaten ebenso im Ganzen zur Suppe geben.

Die Suppe nun ca. 15-20 Minuten langsam köcheln lassen. Wenn die Kartoffeln gar sind, die Tomaten und die Paprika entfernen. Die Suppe mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Oft gab es zur Kartoffelsuppe, statt Pfannkuchen, Langosch dazu. Das Rezept dafür folgt ein anderes Mal in einem neuen Post.

 

Lasst’s Euch schmecken!

2 Gedanken zu „DIE Kartoffelsuppe und die Geschichte dahinter“

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